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Damals war`s (15)
Bürokratie damals und heute!
Bürokratie, ein fürchterliches Wort, gestern und heute! Beim Stöbern in den alten Akten und Berichten der Vorstände aus der Vergangenheit fällt immer wieder auf: Wer schreibt, der bleibt! Auch in den vergangenen Jahrzehnten wurde zu jeder Sitzung, jeder Beratung, jedem noch so kleinen Vorkommnis ein Protokoll, eine Niederschrift, ein Bericht angefertigt.
So gab es Protokolle zu den Wahlversammlungen der damaligen Leitungen der BSG Motor 1968. Im Ergebnis wurden die Spfrd. Konrad Schwäbe, Fritz Becker, Willi Walter, Hans Rennert in die Sektionsleitung gewählt. Damals auch Pflicht: die Disziplinar-Kommission: Heinz Wünnenberg, Alfred Fehre und Wolfgang Scholz. Sie entschieden über das „Weh und Ach“ des Fußballsports in Lommatzsch, wie gesagt in den Sechzigern.
Auch in den Sechzigern war das leisten von NAW-Stunden eine „freiwillige“ Pflicht (NAW= Nationales Aufbauwerk, für die Jungen die es nicht kennen). Im Mai 1968 wurde ein Zaun gebraucht, und natürlich auch gebaut, von den Sportlern selbst. Rudi Dettmann, Hans Elschner, Bernd Thiele, Gunter Saß und Walter Pöhnitzsch bauten mit-im NAW! Die geleisteten Stunden wurden ordnungsgemäß bei der Stadt abgerechnet.
Natürlich gab es Auszeichnungen in dieser Zeit, in der damaligen DDR ein beliebtes Mittel die „Leute bei Laune zu halten“. Ehrennadeln in allen Schattierungen gabs. 1969 wurden sie für Dieter Thieme und Lothar Strempel beantragt und wohl auch genehmigt. Dieter war damals Mannschaftskapitän der 1.Männermannschaft, Lothar Übungsleiter der Schülermannschaft (AK 14) in der Bezirksklasse. Beide sind ja leider schon verstorben.
Auch arbeiteten unsere Sportfreunde damals aktiv in unserer Stadt mit. Überhaupt, es gab eine gute Zusammenarbeit mit unseren Stadt-Oberen schon in der damaligen Zeit, mit den Bürgermeistern Härtner und Kunze und den ständigen Kommissionen wie Körperkultur und Sport, Kultur und auch der Nationalen Front. Konrad Wolf (Betriebsleiter VEB Dämpferbau) war 1971 Vorsitzender der NF und forderte von uns einen Nachfolger für den nach Cottbus gewechselten Lothar Strempel. Bedingung war: Jugendlicher und parteilos, na hoppla!
Auch wir als damalige BSG hatten so unsere Wünsche. So stellte 1968 der damalige BSG-Leiter Willi Walter einen Antrag auf Wohnraumzuweisung. Ja damals waren zwar die Mieten sehr niedrig, aber auch der Wohnraum knapp. Günter Kopplin war damals in Lommatzsch jung verheiratet und spielte noch bei der TSG Meißen (heute MSV 08) Fußball. Er wollte nach Lommatzsch wechseln und brauchte eine Wohnung. Ich glaube schon, dass klappte damals! Er spielte dann mit der BSG Motor lange in der Bezirksklasse.
Auch für unsere Übungsleiter wurde damals gesorgt. So wurde ein Antrag an den damaligen Betriebsdirektor Rößler des VEB Carl Zeiss vom August 1971 „wohlwollend“ entschieden. Beantragt wurde die Arbeitszeitverlagerung für den damaligen Übungsleiter Eberhard Pöhnitzsch. Er betreute eine Schülermannschaft in der Bezirksklasse und arbeitete im 3-Schicht-Betrieb. Ging damals „seine Gang“.
Und wieder war es die Stadt Lommatzsch, die der BSG abermals „unter die Arme griff“. Zu einer Tanzveranstaltung sollte die BSG 20% Vergnügungssteuer bezahlen. Das wären 375,90 Mark gewesen, damals viel Geld! Die Stadt erließ uns 100,00 Mark. Die Einnahmen beliefen sich zu dieser Zeit bei 537 Gästen auf 1879,50 Mark, ein schöner Batzen!
Mit den sogenannten Trägerbetrieben gabs fast durchgängig eine gute Zusammenarbeit. Wenn auch diese keine Wunder vollbringen konnten. In der Bereitstellung von Fahrzeugen war immer ein Weg da. Manchmal gabs aber auch schlechte Nachrichten. So wurde 1973 die Genehmigung zur Personenbeförderung nicht mehr ausgestellt. Bis dahin fuhren wir noch mit dem LKW Typ H3A, auf dessen Ladefläche waren Bänke in Längsrichtung montiert, zum Spiel. Fritz Hanisch und auch Herr Wilhelm lenkten uns immer sicher ans Ziel bis, ja bis uns der damalige Leiter HA Produktion Herr Kallus, das Aus mitteilte. Dann fuhr nur noch die Kampfgruppe zu ihren „Einsätzen“, wohl auch mit einem neuen LKW, schade! Ein immer wieder zum Einsatz kommendes Fahrzeug war damals ein Fahrzeug vom Konsum. Herr Schneider lenkte den „Framo 901“ zu manchem Auswärtsspiel. Meist wurde dann auf dem Rückweg nochmals Halt gemacht, meistens an der „Güldenen Aue“ in Zehren.
So könnte man diese Reihe beliebig fortsetzen, denn in einhundert Jahren sammelt sich so Manches an. Wenn auch ihr noch solche geschichtlichen „Höhepunkte“ habt, lasst es mich wissen.
Peter Rennert